Natürlich war es [Vaters] grösstes Vergnügen, jedermann in seine Bibliothek [im Dachstock] zu führen, und kaum einer unserer Gäste hat nicht wenigstens einige Stunden darin verbracht. Hatte sich wieder einmal jemand zu uns nach Hause gewagt, wurde er erst mit einigen raffinierten Cocktails und Aperitifs verwöhnt. Vater brachte dann gewöhnlich das Gespräch auf die Literatur, wobei er damit rechnen durfte, dass ihn sein Gast früher oder später auf die Bibliothek ansprach. Sie war mittlerweile berühmt geworden: Die Leute kamen von weit her, um sich darin zu verirren.
aus Gulp (1988)
O Gott, dröhnte mein Kopf! Ich zog mich zurück, drang ins Haus ein, das mir jetzt neu und unerforscht vorkam, stolperte über die Kunstobjekte, die Vater damals baute, öffnete Türen zu Räumen, die sich als Schränke entpuppten, stand vor Weinregalen, vor Bücherstapeln, landete in einer in den Fels geschlagenen Höhle, in der sich Maschinenteile, halbe Fahrräder, ein Lastwagenmotor befanden – es war die ehemalige Garage. Der Geruch von Öl und Fett stieg in mir hoch, Pneus, Farbtöpfe, Veloräder, alte Skier, auf Wanderungen gesammelte Wurzelstöcke, Bachsteine, verformte Äste lagen durcheinander. Ich stand wieder im Freien, auf der anderen Seite des Chalets.
Mir war speiübel. Später begriff ich, dass ich nicht das Haus, sondern meinen ersten Suff erforschte.
aus Ich hätte das Land gern flach (1996)
Meine Einrichtung [ganz oben im Dachstock] bestand aus einem mottenzerfressenen Kissen, ein paar antiken Fledermaushäufchen, Zwetschgen-, Pflaumen- und Pfirsichkernen und einem längst verschrumpelten Apfel. Nicht einmal meine Sommerliebe Nora wusste [von meinem Versteck]. Nicht einmal einen Bleistift brachte ich hierher und auch kein Heft für meine Geschichten. Als ich sechs war, konnte ich hier noch aufrecht stehen, mit neun stiess ich mit dem Kopf gegen die Decke, die Balken, das Dach. Ich kauerte in meinem Geheimzimmerchen, das nicht viel grösser als die Kommode in meinem Schlafzimmer war, auf einem staubigen Kissen, über mir der Schutz des Lakendaches, und träumte von den Geschichten, die mich reisen liessen, wohin ich nur wollte. Gab es überhaupt einen Unterschied zwischen wirklichen Reisen und erträumten? Prasselte Regen auf die Schindeln, wurde auch mein Held in Amerika nass.
Später, wieder unten, wenn meine Mutter ... in die Kirche gegangen war, schrieb ich die Geschichten auf.
aus Der beste Tänzer (2003)
aus Gulp (1988)
O Gott, dröhnte mein Kopf! Ich zog mich zurück, drang ins Haus ein, das mir jetzt neu und unerforscht vorkam, stolperte über die Kunstobjekte, die Vater damals baute, öffnete Türen zu Räumen, die sich als Schränke entpuppten, stand vor Weinregalen, vor Bücherstapeln, landete in einer in den Fels geschlagenen Höhle, in der sich Maschinenteile, halbe Fahrräder, ein Lastwagenmotor befanden – es war die ehemalige Garage. Der Geruch von Öl und Fett stieg in mir hoch, Pneus, Farbtöpfe, Veloräder, alte Skier, auf Wanderungen gesammelte Wurzelstöcke, Bachsteine, verformte Äste lagen durcheinander. Ich stand wieder im Freien, auf der anderen Seite des Chalets.
Mir war speiübel. Später begriff ich, dass ich nicht das Haus, sondern meinen ersten Suff erforschte.
aus Ich hätte das Land gern flach (1996)
Meine Einrichtung [ganz oben im Dachstock] bestand aus einem mottenzerfressenen Kissen, ein paar antiken Fledermaushäufchen, Zwetschgen-, Pflaumen- und Pfirsichkernen und einem längst verschrumpelten Apfel. Nicht einmal meine Sommerliebe Nora wusste [von meinem Versteck]. Nicht einmal einen Bleistift brachte ich hierher und auch kein Heft für meine Geschichten. Als ich sechs war, konnte ich hier noch aufrecht stehen, mit neun stiess ich mit dem Kopf gegen die Decke, die Balken, das Dach. Ich kauerte in meinem Geheimzimmerchen, das nicht viel grösser als die Kommode in meinem Schlafzimmer war, auf einem staubigen Kissen, über mir der Schutz des Lakendaches, und träumte von den Geschichten, die mich reisen liessen, wohin ich nur wollte. Gab es überhaupt einen Unterschied zwischen wirklichen Reisen und erträumten? Prasselte Regen auf die Schindeln, wurde auch mein Held in Amerika nass.
Später, wieder unten, wenn meine Mutter ... in die Kirche gegangen war, schrieb ich die Geschichten auf.
aus Der beste Tänzer (2003)